Offener Brief von 2019:
An die Verfasser der „Befragung Laubegast – Mobil trotz
Hochwasser“ der KIT - Forschungsuniversität in der Helmholz-Gemeinschaft
Das Klima verändert sich. Ob menschengemacht oder
natürlichen Ursprungs, für Laubegast erhöht sich das Risiko eines
extremen Hochwassers.
Das Thema Mobilität bei Hochwasser ist den Laubegastern
sehr wichtig. Deshalb kämpfen sie seit vielen Jahren um den Ausbau der
Salzburger Straße zum Rettungsweg. Über den Altelbarm ist nunmehr eine
Brücke mit einer Länge von 300m geplant. Die Realisierung wird aber noch
viele Jahre in Anspruch nehmen.
Ihre Umfrage wird nicht den erwarteten Erfolg bringen.
Sie haben die falschen Ansätze und stellen die falschen Fragen. Warum
haben Sie vor dem Erstellen des Bogens nicht mit Betroffenen gesprochen,
welche die Hochwasser 2002 und 2013 erlebt haben?
Situation in Laubegast bei Hochwasser
Ab einem Pegel von ca. 7m beginnen die sukzessiven
Abschaltungen der Energieversorgung und Kommunikationsnetze.
Bei einem Pegel von 7,20m wird der ÖPNV eingestellt. Bis
zum Pegel von 8,20m ist Laubegast nur noch per Fahrrad und PKW
erreichbar. Allerdings sind zu diesem Zeitpunkt die Gebäude zwischen
Elbe und Österreicher Straße bereits überflutet.
Bei Pegel 8,30m ist die letzte Verbindung (Leubener
Straße) überflutet. Laubegast ist eine Insel.
2002 und 2013 wurden zeitweise Verbindungen zuerst
mittels LKW, später mit Booten und Amphibienfahrzeugen eingerichtet. Ob,
wann und wo Möglichkeiten bestehen, Laubegast zu erreichen bzw.
verlassen, wurde nicht veröffentlicht.
Wer sich für einen Verbleib in Laubegast entschlossen
hat, musste darauf gefasst sein
· ohne Energie
· ohne Kommunikation
· ohne Arzt/Pflege
· ohne Lebensmittelnachschub
vom Wasser für eine unbestimmte Zeit eingeschlossen zu
sein.
Damit erübrigen sich Fragen nach der Nutzung von
Verkehrsmitteln für Arbeits-, Versorgungs- und Freizeitwege. Es gibt
keine!
Ab einem Pegel von 7m stehen die Laubegaster vor der
Frage, wie hoch wird das Wasser steigen und wie kann ich mein Leben
organisieren. Besonders schwierig ist die Situation für Ältere und
Familien mit Kindern.
Es stellt sich die Frage, wo man für mindestens drei Tage
unterkommt:
· bei Angehörigen oder Freunden
· in Hotels und Pensionen außerhalb von Dresden
(in Dresden gibt es in so einer Situation keine freien Kapazitäten)
· in Notunterkünften
Die Frage, wie erreicht man Arbeitsstelle, Schule und
anderes bezieht sich dann nicht mehr auf Laubegast sondern auf die
Ausweichstandorte.
Die Rückkehr kann nach Tagen oder Wochen erfolgen und
hängt davon ab:
· Wie groß sind die Schäden an Gebäude und
Wohnraum.
· Wann wird die Energieversorgung wieder
hergestellt und ist die Heizung ggf. wieder nutzbar.
· Sind die Straßen wieder befahrbar oder kann man
Laubegast nur zu Fuß erreichen.
· Ist das Grundwasser so weit gesunken, dass es
nicht mehr in die Gebäude eindringt.
Ihre Fragen kann man sehr schnell beantworten:
Laubegaster nutzen der Lage wegen eine Mischung aus ÖPNV,
PKW und Fahrrad, in seltenen Fällen auch Carsharing.
Dabei ist unerheblich wie oft, wie weit und an welchen
Wochentagen die Wege zurückzulegen sind.
Die ÖPNV Anbindung ist gut, ausgenommen an den
Wochenenden.
Bei Hochwasser steht nicht die Frage nach dem „vermuteten
Weg“, sondern nach einer Wohnmöglichkeit außerhalb von Laubegast.
Wegen der falschen Fragestellung ist zu befürchten, dass
aus den ermittelten Daten ein völlig falsches Bild abgeleitet wird.
Ausführliche Informationen zum Thema Hochwasser und
Mobilität finden Sie auf meiner Internetseite laubegst-online.de. |